Glossar

A

Aketon

Vermutlich vom arabischen Wort für Baumwolle abgeleiteter Begriff für textile Rüstungen, insbesondere derer, die unter dem Ringelpanzer getragen wurden und im 14. Jahrhundert oft mit Rohbaumwolle gefüllt waren (-> Gambeson ).

Alltagskleidung

Die Alltagskleidung im Mittelalter war, je nach Stand und Aufgabe der Person, wetterfest, wärmend und praktisch; in den meisten Fällen bestand sie aus leinerner Unterkleidung und wollenen Kitteln darüber, von denen je nach Temperatur welche weggelassen werden konnten. Je nachdem, ob in der jeweiligen Region Flachsanbau üblich war, wurde die Unterkleidung aus in Hausarbeit verarbeiteten Flachsfasern (-> Leinen ) gefertigt, die gut zu reinigen waren, die Oberbekleidung aber aus wasserabweisender Wolle, deren Eigenschaft, selbst durchnässt noch zu wärmen, sehr geschätzt wurde. Modische Torheiten, die bei der Arbeit hinderten, waren Sache der arbeitenden Bevölkerung nicht und eher dem Sonntagsstaat oder höher gestellten Personen vorbehalten.

Atlasbindung

Die Atlasbindung ist eine der drei Grundbindungen für gewebte Stoffe (-> Bindung ). Atlasbindungen wurden im Mittelalter oft für edle Stoffe eingesetzt, z.B. Seidenatlas (-> Seide ).Man erkennt Atlas an den gleichmäßigen Bindungspunkten im Gewebe. Die Atlasbindung ist nicht gleichbindend, d.h. ihre Ober- und Unterseite hat einen unterschiedlichen Floor.

B

Brigantine
Panzer aus vielen kleinen, in textilen Träger genieteten Eisenplatten, der eine hohe Beweglichkeit bei sehr gutem Schutz bietet. Er kam Ende des 14. Jahrhunderts auf und wurde bis weit in das 16. Jahrhundert hinein benutzt.

Barbarossa Friedrich I.
Barbarossa wurde 1122 als Sohn des staufischen Herzogs Friedrich II. von Schwaben und dessen Frau, der Welfin Judith, geboren. Als Friedrich III. war er von 1147-1152 Herzog von Schwaben. Er empfing 1155 von Papst Hadrian IV. die Kaiserkrone, geriet aber in einen Konflikt mit der Kirche, der mit dem nächsten Papst, Alexander III. eskalierte. Nach zahlreichen zunächst erfolgreichen Feldzügen musste Barbarossa sich schießlich 1167 auf Grund einer Malaria-Epidemie aus Italien zurückziehen und erreichte erst 1177 einen Frieden mit dem Papst. Friedrich Barbarossa ertrank am 19.6.1190 beim Baden im Fluss Salef in Kleinasien auf dem Weg des Kreuzfahrerheeres ins Heilige Land.
Büttel (-> Bannwart ) Bürgermeister Oberhaupt der Gemeindeverwaltung einer Stadt (-> Schultheiss ). In der mittelalterlichen Stadt stammten diese entweder aus dem Adel oder aus dem reichen Bürgertum (Patrizier).

Barchent
(-> Parchend, persisch baranka für Schafswolle, engl. fustian, frnz. futaine) Mischgewebe aus Baumwolle und Leinen, bei dem Baumwolle als Schussfaden und Leinen als Kettfaden eingesetzt wird. Barchent kam vermutlich gegen Ende des 13. Jahrhunderts allmählich in Gebrauch und lässt sich im 14. Jahrhundert besonders in der militärischen Kleidung und Textilpanzerung höherer Stände öfters nachweisen.
Bindung Verbindung von Kettfaden und Schussfaden in einem Tuch .
Es gibt drei Grundbindungen:

  • Leinwandbindung
  • Köperbindung
  • Atlasbindung

Bieger Mark oder Biebermark

Die Bieger Mark war kein klassisches politisches Gebilde, sondern als Markgenossenschaft ein Zusammenschluss der zwölf Dörfer, um das umliegende Gebiet zu bewirtschaften. Die Dörfer gehörten politisch und verwaltungstechnisch verschiedenen Landesherren und Ämtern an. Diese Landesherren waren je nach Zeitpunkt zum Großteil die Herren von Eppstein, der Kurfürst von Mainz, die Herren von Falkenstein und die Grafen von Isenburg. Der Oberhof der Biebermark war in Bieber.

Folgende zwölf Dörfer gehörten der Bieger Mark an:

  1. Bieber (heute zur Stadt Offenbach am Main)
  2. Bürgel (heute zur Stadt Offenbach am Main)
  3. Dietesheim (heute zur Stadt Mühlheim am Main)
  4. Hausen (heute zur Stadt Obertshausen)
  5. Heusenstamm
  6. Lämmerspiel (heute zur Stadt Mühlheim am Main)
  7. Obertshausen
  8. Offenbach
  9. Meielsheim (später wüst geworden)
  10. Mühlheim
  11. Rembrücken (heute zur Stadt Heusenstamm)
  12. Rumpenheim (heute zur Stadt Offenbach am Main).

Bouretteseide 

Die aus der Produktion der Schappeseide übrig gebliebenen Kämmlinge werden im Grobspinnverfahren verarbeitet. Dies ist die "billigste" Art der Seide. Sie wurde im Mittelalter nicht verwendet.

Bannwart
Der Bannwart oder auch Büttel ist eine alte Berufsbezeichnung, die für Flur-, Weinbergshüter und Gerichtsdiener verwendet wurde. Er diente der Obrigkeit, dem Schultheiss und dem Gericht unter anderem als Amtsdiener, Amtsbote, Abgabeneintreiber, Vollstreckungsbeamter, Gerichtsvollzieher, Exekutionsbeamter bei Freiheits- und Leibesstrafen usw. Es gab sowohl Landbüttel als auch Stadtbüttel, deren Aufgabenbereich sich aber kaum unterschied.

C

Cotte Auch Tunika, Tunique, Kittel, Cotta genannt. Die Cotte war von der Frühzeit bis ins 16. Jahrhundert hinein ein von Männern wie Frauen getragenes, aus Wolle/Leinen/Seide angefertigtes Kleidungsstück einfachen Schnittes. Während die Form und Länge regional, geschlechtsspezifisch sowie zeitlich variieren konnte, blieb der einfache, aus rechteckiger Vorder- und Rückseite, eingesetzten Keilen und Ärmeln bestehende Schnitt vom Grundprinzip der gleiche. Nachdem sich im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts die Mode schließlich stärker in Richtung der Betonung des menschlichen Körpers wandelte, blieb das Kleidungsstück nur noch bei der ländlichen Bevölkerung vornehmlich als Arbeitskleidung in Gebrauch.

Coat of Plates
Im 13. Jahrhundert aufkommende Rüstung aus in Leder oder textilen Träger genieteten, sich überlappenden Platten. Während frühe Exemplare (-> Wisby ) noch sehr große Platten besaßen, schrumpften diese ob der Beweglichkeit und Mode (-> Lenttner ) und führten schließlich zur Brigantine, die um 1400 entstand.

Cotehardie
Enges, aus der Cotte (vermutlich aus dem Französischen "Cotte hardie" = "gewagter Kittel") um 1340 entstandenes Oberbekleidungstück, das zunächst primär von Männern getragen wurde. Vermutlich erhielt es seinen Namen ob des engen Zuschnittes und der Tatsache, dass es oft nicht über den Schritt hinaus reichte. Ab 1360 tauchte der Begriff auch für eng geschnittene, von Frauen getragene, knöchellange Kleider auf.

D

Diechlinge
Textiler Schutz (-> Gambeson ) für die Oberschenkel, wie er ca. ab 1250 des öfteren von Reitern als Ergänzung zu den Ringelpanzer-Beinlingen getragen wurde. Als dieser im 14. Jahrhundert durch innenliegende Metallplatten (-> Coat of Plates ) verstärkt wurde, ging man ab ca. 1360 dazu über, ganz aus Metall getriebene Oberschenkelplatten zu tragen, womit das gesamte Bein durch Platten bedeckt war.

Dupionseide
Andere Bezeichnung für Wildseide.

E

Eisenhut
Dieser Helm, der vermutlich im 12. Jahrhundert entstand, besitzt eine breite Krempe (->Hutform ), was ihn besonders bei Angriffen von oben sehr effektiv macht und daher, und wegen seiner guten Sicht, beim Fußvolk sehr beliebt machte. Aus ihm und in Kombination mit der Beckenhaube entwickelte sich Anfang des 15. Jahrhunderts vermutlich der Schaller.

F

Falchion
Einschneidiges, meist leicht gebogenes Hiebschwert, das besonders bei Fußsoldaten oder Schützen als Seitenwaffe beliebt war.

G

Gugel
Die Gugel ist ein im Mittelalter sehr beliebtes Kleidungsstück, welches aber prinzipiell von Männern getragen wurde und sich vor allem im 14. Jahrhundert besonderer Beliebtheit erfreute. Eine Gugel ist eine Art von separater Kapuze, die auch teilweise die Schultern bedeckt und meist aus Wolle oder Loden hergestellt wird; gefütterte Varianten mit Leinen oder auch Seidenfutter sind ebenfalls üblich. Anfangs nur vom einfachen Volk getragen, setzte sie sich später auch beim Adel durch. Eine weitere Variation der Tragweise ist die aufgerollte Version, bei die Gesichtsöffnung auf dem Kopf getragen wird. Im Laufe des Spätmittelalters wird eine Variante der Gugel, meist vorne geknöpft oder genestelt, auch für Frauen gesellschaftsfähig.

Gambeson
Vermutlich im 12. Jahrhundert entstandene textile Rüstung unterschiedlichen Materials und Form, die in dickerer Ausführung als alleinige Rüstung für Fußsoldaten teilweise den einzigen erschwinglichen Torsoschutz darstellte, in dünnerer Ausführung (-> Aketon ) unter dem Ringelpanzer als Basis getragen wurde.

Gesinde
Das Gesinde (-> Knecht , Magd ) war im Mittelalter und der frühen Neuzeit der dienende Teil der Hausgemeinschaft, gestützt auf das biblische Hausherren-Dienstschaftsverhältnis, und war diesem zu vollem Gehorsam verpflichtet. Es stellte in Stadt und Land die Mehrzahl der unfreien, quasi rechtlosen Bevölkerung, die von einem Jahr aufs andere um Martini ihre Anstellung erhielt und in Geld, Naturalien, Kost und Logis, Kleidung und Stoffen vergolten wurde.

Gemarkung
zusammenhängender Flurbesitz (-> Mark ).

gut betucht
Dieses heute noch gebräuchliche Sprichwort bezieht sich auf die Möglichkeit wohlhabender Personen im Mittelalter, sich stoff- bzw. faltenreichere Kleidung zu leisten. Tatsächlich war reicher Faltenwurf und große Stofffülle unabhängig von der Mode oft genug Zeichen wirtschaftlicher Prosperanz.

H

Hundsgugel
Dieser Helm, der von der Grundform eine Beckenhaube ist, besitzt ein schnauzenförmiges Klappvisier (->Hundeschnauze) und ist eine Weiterentwicklung früherer, mit flachem Klappvisier ausgestatteter Helme. Er kam ca. 1360-70 in Italien und Deutschland auf und trug dazu bei, die schweren, als Schutz beim Reiterangriff über der Beckenhaube getragenen, Kübelhelme endgültig abzulösen. Höllenfenster Siehe Surcot.

Herold
Der Herold, verwandt mit dem Spielmann, ist eine speziell im 14. Jahrhundert an Bedeutung gewinnende Person, deren Aufgabe es war, Wappen und Abstammung von adligen Häusern zu kennen und zu prüfen. Seine Aufgaben umfassten unter anderem die Prüfung der Ehrhaftigkeit der Teilnehmer an zivilen Reiterwettkämpfen (Turnier), die Buchführung über Verdienste wie Verluste in der Schlacht und den Erhalt der heraldischen Regeln.

Heraldik
Die Heraldik bildet die Kunst der Wappenerstellung, Erkennung, Blasionierung (Beschreibung) und der damit verbundenen Herkunftsprüfung der Träger. Sie entwickelte sich vermutlich mit dem Aufkommen des geschlossenen Topfhelmes, der das Gesicht seines Trägers verbarg und eine Kennzeichnung in der Schlacht erforderte, wie auch mit der Zunahme der Bedeutung erbadeliger Häuser.

Hube / Hufe
Eine Bewirtschaftungsfläche, die von ihren Äckern mit guter Bodenbeschaffenheit 36 Vierling Winterroggen an Saatgetreide erbringen sollte, von den Wiesen aber etwa 15 Fuder "süßes" und 6 Fuder "saures" Heu; dazu kam der entsprechende Anteil an Weiden, Streu und Holznutzung. Eine 1/2 Hube, gleichgestellt einem Zulehen, musste die Hälfte dieses Ertrages abwerfen, eine 1/4 Hube oder Keusche ein Viertel. Die Gleichsetzung eines Zulehens mit einer 1/2 Hube und einer Keusche mit einer 1/4 Hube war genau definiert: Es gab zwei Arten von Zulehen, nämlich "ausfündige und unausfündige". Haspelseide.

Hintersasse
Im Hoch- und besonders ab dem beginnenden Spätmittelalter - bis etwa zum 16. Jahrhundert waren Hintersassen (syn. auch Hintersässen, Ansassen, Beisassen, Insassen) die Leute, die "hinter" einem Herrn sassen, d.h. einem Vogt, Gerichts- oder Grundherrn unterworfen waren. In den Städten und Ländern früher als in den ländl. Gemeinden - als H. vornehmlich jene bezeichnet, die in eine Stadt- oder Landgemeinde zogen oder sich unter einer Landesobrigkeit niederliessen und dabei im Unterschied zu den alteingesessenen Stadtbürgern, Landleuten bzw. Gemeinde- und Dorfgenossen als Einwohner minderen Rechts nicht das volle Bürgerrecht besassen. Im Vergleich zu den sog. Aufenthaltern (Gesinde, Dienstboten und Gesellen) waren sie dauerhafter, oft mit eigenem Haushalt, in der Gemeinede ansässig und enger als jene in die lokale Gesellschaft und das Wirtschaftsleben eingebunden.

Heuke
Die Ableitung des Wortes H. ist noch ungeklärt; neben der in der älteren Literatur vertretenen Auffassung, daß es sich dabei um eine Übernahme eines nordafrikanischen Umhanges namens haik handelt, dessen Bezeichnung und Verbreitung über die Mittelmeerländer und Frankreich bis nach Norddeutschland gedrungen ist, steht neuerdings die Theorie einer Ableitung des Terminus H. aus dem Germanischen und einer Ausbreitung des Typus von Deutschland, im besonderen von den nördlichen Gebieten aus. Der Begriff H. findet sich in norddeutschen, schriftlichen Quellen seit Beginn 14. Jh. massiert. Die H. gehört zur Grundausstattung der weiblichen Person, wird aber auch von Männern getragen. Charakteristikum der H. sind glockenförmiger Zuschnitt und Ärmellosigkeit. Die Männerheuke wird auf einer Schulter geknöpft, während die Frauenheuke über Schultern oder Kopf gelegt wird. Daneben gibt es H. mit Kragen, die in erster Linie ebenfalls von Frauen getragen werden. Material, Länge und Tragweise der H. wechseln. Lange H., die auf dem Boden nachschleppen (Braunschweig, 1409), gibt es neben kurzen, die in Verbindung mit Kapuzen genannt werden (Braunschweig, 1430) oder auch als Zeichen für Dirnen. Materialien sind meist Wollstoffe, die bisweilen mit Pelz gefüttert werden. Des öfteren unterscheidet man in der Ausstattung zwischen Alltags- und Sonntagsheuke.

I

J

Juppe
(auch Jouppe, Schecke, Jupon, Jacke) Jackenähnliches Kleidungsstück. Siehe Schecke.

Jupon
(auch Jouppe, Schecke, Jupon, Jacke) Jackenähnliches Kleidungsstück. Dieser Begriff taucht besonders häufig im Zusammenhang mit abgesteppten, zivilen wie militärischen Oberbekleidungsstücken auf.

K

Kettenhemd
Neuzeitlicher Begriff für Ringelpanzer.

Kyffhäuser
Mittelgebirge südlich des Harzes in Mitteldeutschland. Bekannt vor allem durch das Kyffhäuser-Denkmal an das von Kaiser Wilhelm I. erschaffene Reiterstandbild des Friedrich I. Barbarossa.

Knecht
(etymolgisch: germanisch für Junge, Jungman, verwandt mit mhd. Knappe oder Kämpe, auch mit Knabe) Männliche Person im Arbeitsverhältnis bei einem Dienstherren mit weitläufigem Aufgabenbereich. Der Begriff ist mit der Zeit stärker negativ vorbelastet worden; so steht "knechtisch" stellvertretend für "unterwürfig", "unangemessen" oder "einfache" Tätigkeiten, Kleidung oder Gegenstände. Knechte sind wie Mägde Teil des Gesindes und stehen in einem unsteten, bis zum nächsten Martini (Martinstag) spannendem Dienstverhältnis und wurden wie üblich mit Geld wie auch Kost und Logis, Kleidung und Stoffen bezahlt.

Kammgarn
Kammgarn ist eine Art des Wollgarns (-> Wolle ), das bei der Kammgarnspinnerei entsteht. Dabei werden die kurzen Wollfasern bei der Herstellung herausgekämmt, wodurch ein sehr gleichmäßiges, glattes und dichtes Garn entsteht. Solches Garn wurde damals wie heute für sehr hochwertige Textilien verwendet, die eine glatte Oberfläche haben und gleichzeitig nicht zu stark wärmend sein sollen (ein Effekt, der auf Grund der wenigen abstehenden Fasern entsteht, hier wird weniger Luft eingeschlossen). Kammgarnspinnerei Prozess der Garnherstellung bei Wolle, bei der die Wolle vor dem Verspinnen stark gekämmt wird und somit nur sehr lange Fasern überbleiben, die ein sehr dichtes, langes und glattes Garn ergeben, das zu glatter Wolltuche verarbeitet werden kann.

Kettfaden
Im rechten Winkel zum Schussfaden verlaufender Faden in der Bindung eines Gewebes.

Köperbindung
Die Köperbindung ist einer der drei Grundbindungen für gewebte Stoffe. Köperbindungen erkennt man an den schräg zur Webrichtung verlaufenden Linien im Gewebe. Dies ist die häufigste Bindung für Stoffe aus Wolle.

Kämmlinge
Beim Verfahren der Gewinnung von Schappeseide übrige bleibenden Auskämmungen des Seidenspinnerkokons..

Knappe
(famulus, serviens, valettus, scutarius, armiger, Knabe, Edelknecht, écuyer, damoiseau, squire), seit dem HochMA Jugendlicher ritterbürtiger Herkunft, der noch nicht die Ritterwürde besitzt, die er formell erst durch den feierl. Akt der Schwertleite (Ritterschlag, adoubement) erlangt, sich aber zu seiner militär. und höf. Ausbildung im Dienst eines fsl. Herrn befindet, um an dessen Hof die Voraussetzungen für den Eintritt in die ritterl. Gesellschaft zu gewinnen. Aussagen zur Lebenswelt des K.n wurden in der älteren Rittertumsforsch. v. a. aus der höf. Epik und lit. Q. gewonnen, weniger aber aus hist. Q., so daß der Aspekt der sozialen Realität vernachlässigt wurde. Jüngere Unters. über die Sachkultur des hochma. Adels und ritterl. Lebensformen haben neue Erkenntnisse über die Alltagswelt der K.n erbracht. Adlige Jugendliche wurden im HochMA oft frühzeitig aus der elterl. Fürsorge entlassen und an den Hofangesehener Fs.en geschickt, um dort als K.n eine ritterl. Ausbildung zu erhalten. Im frühen 12. Jh. genoß der Hof des bayer. Hzg.s Welf V. z. B. einen solchen Ruf, daß nach Aussage der »Historia Welforum« viele Adlige ihre Söhne dorthin zur Erziehung sandten. Gute Informationen gibt es über die Erziehung adliger Jugendlicher im hochma. Frankreich und England, wo zahlreiche Fs.enhöfe als Zentren der Ausbildung des Adels fungierten. Diese betraf sowohl das ritterl. Waffenhandwerk als auch die geistige und charakterl. Erziehung; insgesamt ging es um die Unterweisung in ritterl. Umgangsformen und die Vermittlung von Verhaltensnormen der höf. Gesellschaft. Ausführl. Schilderungen ritterl. Ausbildungsformen finden sich in einigen lit. Werken; zu den Grundzügen derartiger Erziehungslehren gehört die Abfolge verschiedener Phasen mit wechselnden Erziehern und die Differenzierung in Waffenübung, höf. Anstandslehre, schul. Bildung und Lebensregeln allg. Art. Höf. Umgangsformen, Hofieren von Damen und kultivierte Tischsitten werden dabei bes. hervorgehoben. Das ritterl. Erziehungsprogramm wird durch einen Tugendkat. ergänzt, in dessen Mittelpunkt die Werte Treue, Maß und Ehre stehen. Von diesen adligen K.n sind jene K.n, von größtenteils niedriger Herkunft, zu unterscheiden, die bes. als Hilfsmannschaften der Ritterheere in Erscheinung treten. Die Entwicklung der Kriegstechnik führte im 12./13. Jh. dazu, daß ein gepanzerter Ritter über drei bis vier Hilfskräfte verfügen mußte. Diese hatten bes. für die Verpflegung der Pferde zu sorgen, den Transport von Teilen der ritterl. Bewaffnung zu übernehmen und dem Ritter beim Anlegen der Rüstung zu helfen. Der Anteil solcher einfacher K.n war in ma. Ritterheeren zweifellos viel bedeutender alsjener der adligen K.n.- iuvenes.

L

Ludwig IV Ludwig der Bayer, oder Ludwig IV.
 (* 1. April 1282 in München; † 11. Oktober 1347 bei Fürstenfeldbruck) aus der Dynastie der Wittelsbacher. Er war seit 1294 Herzog von Bayern, Pfalzgraf, seit 1314 rex Romanorum (deutscher König) und seit 1328 Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Ludwig wurde in der Frauenkirche in München beigesetzt. Inhaltsverzeichnis 1 Ludwig als Hausmachtspolitiker 2 Ludwig als König und Kaiser 3 Nachkommen 4 Literatur 5 Weblinks M i M Ludwig als Hausmachtspolitiker Ludwig war der Sohn des Herzogs von Oberbayern, Ludwig II. (dem Strengen) und Mathilde von Habsburg. Nach dem Tod seines Vaters 1294 wurde Ludwig bis 1301 zeitweise bei seinen österreichischen Verwandten in Wien erzogen. 1301 wurde er an der Seite seines Bruders Rudolf als Mitregent Herzog von Bayern. Um 1308 heiratet er in Schlesien die Herzogstochter Beatrix, die jedoch schon 1322 verstirbt. Als Ludwig von seinem Bruder 1310 die Teilung des Herzogtums erzwingt (1313 söhnen sich die beiden wieder aus) und überdies seinen habsburgischen Vetter Friedrich den Schönen in der Schlacht bei Gammelsdorf besiegt, ist er bereits ein geachteter deutscher Fürst. 1324 heiratete Ludwig in Köln Margarete von Holland († 1356), Gräfin von Hennegau und Holland und vergrößert damit seine Hausmacht. 1340 erbt Ludwig zudem Niederbayern und setzte im gleichen Jahr seinen Sohn Ludwig in der Mark Brandenburg ein. 1345 erbt Ludwig außerdem durch seine Frau Margarete Holland, Friesland, Seeland und Hennegau. Ludwigs Hausmacht hat damit einen recht beeindruckenden Umfang erreicht. München wurde zu einer prachtvollen Residenzstadt ausgebaut. Zugleich betrieb Ludwig eine gezielte Städtepolitik und versuchte, die Rechtsprechung in seinem Herrschaftsraum zu vereinheitlichen. Ludwig als König und Kaiser Nach dem plötzlichen Tod Kaiser Heinrichs VII. wird Ludwig 1314 von der Mehrheit der Kurfürsten als erster Wittelsbacher zum deutschen König gewählt. Am 28. September 1322 besiegt er bei Mühldorf am Inn endgültig den als Gegenkönig auftretenden Friedrich den Schönen und festigt seine Position im Reich. Ludwig bemühte sich vergeblich um die Anerkennung durch Papst Johannes XXII., der sich im Thronkonflikt die Verhältnisse offen zu halten wollte. Dadurch drängte er Ludwig in eine antikuriale Haltung. Ludwig mißachtete daraufhin den Anspruch der Kurie, den Rechtsanspruch Ludwigs auf die Krone zu prüfen (es ging also um die ewige Frage der Approbation eines neugewählten römisch-deutschen Königs; Ludwig ging durchaus zu Recht davon aus, dass dieses Gericht keinen neutralen Standpunkt wahren würde). Daraufhin verhängte Johannes am 23. März 1324 den Kirchenbann über den König. Ludwig wurde nur noch verächtlich als "Ludwig der Bayer" bezeichnet. Dies war der Beginn einer Auseinandesetzung, die Ludwig zeitlebens begleiten sollte. Es kam daher zu einer Aussöhnung mit den Habsburgern: Friedrich der Schöne wurde durch den am 5.9.1324 geschlossenen Vertrag Mitregent im Reich - ein höchst origineller Schachzug Ludwigs. Ludwig plante nun, die Stellung des Papstes in Italien zu schwächen. In Absprache mit verschieden Führern der Ghibellinen brach er 1327 zu seinem Romzug auf (1327-30). Er ließ sich am 17. Januar 1328 von Sciarra Colonna, einem Vertreter des römischen Volkes (nicht vom Papst!) zum Römisch-deutschen Kaiser krönen. Luwdig erklärte den Papst für abgesetzt (18.4.1328) und ernannte Nikolaus V. zum Gegenpapst (12.5.1328). Damit wandte sich Ludwig zum einen gegen den Anspruch des Papstes auf Approbation, zum anderen brach Ludwig mit seiner Kaiserkrönung mit der Tradition des Mittelalters, wonach immer nur der Papst die Kaiserkrönung vollzog. Klar war jedoch, dass es von nun an nur noch zum Kampf zwischen Johannes und Ludwig kommen konnte. Zu Ludwigs Beratern in der anschließenden Debatte wurden Marsilius von Padua und Wilhelm von Ockham, die auf theoretischer Basis die Stellung des Kaisertums als Institution gegenüber dem Papsttum verteidigten. Die Kurfürsten bestätigten zwar 1338, dass ein von ihnen gewählter König nicht vom Papst bestätigt werden müsse; doch war zu jener Zeit ohnehin keine Verständigung mehr möglich, zumal der französische König Philipp VI. jegliche Annäherung zwischen Ludwig und dem Papst unterminierte. 1346 wurde mit Unterstützung der Kurie und des französischen Königshofes Karl IV. zum Gegenkönig gewählt. Die Luxemburger hatten lange taktiert und waren immer noch verbittert über den Ausgang der Wahl von 1314. Der Entscheidungsschlacht zwischen den beiden Königen, bei der Ludwig vielleicht im Vorteil gewesen wäre, kam der Tod Ludwigs bei Kloster Fürstenfeld zuvor.
Nachkommen Erste Ehe:
Ludwig heiratete 1308 Beatrix von Schlesien-Glogau (†1322).
* Ludwig V. (1316-1361), Herzog von Oberbayern und Kurfürst von Brandenburg - verheiratet mit Margarete von Dänemark
* Stephan II. (1317-1375), Herzog von Niederbayern-Landshut - verheiratet mit Elisabeth von Sizilien Zweite Ehe:
Anschließend heiratete Ludwig 1324 Margarete von Holland (†1356).
* Ludwig VI. (1330-1365), Herzog von Oberbayern und Kurfürst von Brandenburg
* Agnes von Wittelsbach (1335-1352)
* Albrecht I. (1336-1404), Herzog von Niederbayern-Straubing - verheiratet mit Margarete von Brieg
* Otto V. (1346-1379), Kurfürst von Brandenburg - verheiratet mit Katharina von Böhmen (1342-1395)

Living History
Living History ist eine aus dem englischen Raum entlehnte Form der Vermittlung von geschichtlichem Wissen - also eine Variante der Museumspädagogik. Damit ist eine Praxis gemeint, die dem Besucher Alltag und Kultur einer Epoche nicht durch unbelebte Ausstellungen, sondern durch möglichst authentische Rekonstruktionen von Gerätschaften und der Darstellung des Gebrauchs durch Menschen, die Personen der Vergangenheit darstellen, dreidimensional erfahrbar zu machen. Living History ist in diesem Sinne "Geschichte zum Anfassen". Dabei hat Living History nicht nur für den, der sie praktiziert einen hohen Lerneffekt (und Spaß macht es auch!), sondern auch die Öffentlichkeit hat daran teil, da diese Form der Vermittlung mehr Menschen anspricht als das Studium diverser wissenschaftlicher Veröffentlichungen. Daher ist Living History der historischen Forschung verpflichtet: Es gilt also für den Darsteller, immer den aktuellen Stand der Geschichtswissenschaft und Archäologie zu recherchieren, verständlich aufzubereiten und umzusetzen. Die Ausübung der Living History tritt dem Besucher bzw. Zuschauer meist in drei Formen gegenüber:
1. Rollenspiel mit Erklärung Bei dieser Form der Living History steht das Rollenspiel im Vordergrund. Die Darsteller befinden sich innerhalb von Szenarien, wie sie in der vorgeführten Zeit abgelaufen sein könnten. Dabei sind die Darsteller nicht für das Publikum ansprechbar, sondern ein Führer erklärt die gesehenen Szenarien (im Englischen Third-Person genannt).
2. Rollenspiel ohne Erklärung Diese Form der Living History rückt das Rollenspiel mehr in den Hintergrund und die Vorführung der Gewandungs- und Sachkultur dominiert. Das Publikum wird z.T. aktiv in die Szenarien mit einbezogen. Die Darsteller reden und agieren in der vorgeführten Zeit und behalten die "Ich-Form" bei, im Sinne von "ich bin eine Magd im Haushalt des Herrn XY". Im Englischen wird diese Form der Living History First-Person genannt. 3. Belebte Geschichte Hier wird die Gewandungs- und Sachkultur der dargestellten Zeit vorgeführt; die Personen üben aber kein Rollenspiel aus. Die Darsteller sind jederzeit für das Publikum ansprechbar, die "Ich-Form" ist aufgehoben, im Sinne von "ich stelle eine Magd im Haushalt des Herrn XY dar". Dabei kann es natürlich zwischen den Formen gleitende Übergänge geben. Trotz aller Mühen müssen sich Besucher und Darsteller immer zwei Dinge bewusst machen: Zum einen, dass die Quellenlage oft mager oder widersprüchlich ist und die Darsteller daher zum Improvisieren gezwungen sind - das allerdings auf Basis der Möglichkeiten, die in der dargestellten Zeit zur Verfügung standen. Zum anderen agieren hier Menschen des 21. Jahrhunderts. Ihre Darstellung kann daher immer nur eine Annäherung bleiben. (c) Nicolaj Thon Ludwig der Bayer Ludwig IV. wurde am 1. April 1282 in München geboren und starb am 11. Oktober 1347 in Fürstenfeldbruck, vermutlich an einem Gehirnschlag bei der Jagd. Der Wittelsbacher, der ab 1294 Herzog von Bayern war, erhielt 1314 den Titel des deutschen Königs und wurde 1328 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt. Leinen Gewebe, das aus den getrockneten und versponnenen Fasern der Flachspflanze gewonnen wird. Es wird meist in enger Leinwandbindung gewebt und war im Mittelalter Material für Unterkleidung, Kleidungsfutter, Bettzeug, Stoffpanzer und vieles mehr. Da es sich relativ schwer mit damaligen Mitteln färben ließ, waren die verwendeten Farbtöne meist eher blass. Deckendere, dunkle Töne waren nur mit hohem Aufwand zu erreichen und somit nicht leicht erschwinglich. Loden von ahd. "grobes Wollzeug (Lodo)". Stark gewalktes Tuch aus Wolle, besonders aus Streichgarn, das durch den Prozess des Walkens sehr dicht wird. Wurde damals wie heute für besonders wetterfeste Kleidung wie Umhänge, Gugeln etc. eingesetzt.

Leinwandbindung
(auch: Tuchbindung, Taftbindung) Einfachste der 3 Grundbindungen (-> Bindung ). Die am häufigsten bei Leinen (-> Leinwand ) zu findende Bindung besteht aus einem abwechselnd jeweils unter- und übereinander verlaufenden Kettfaden und Schussfaden. Je nach Faser und Garn wirkt Leinwandbindung sehr glatt, ist aber sehr knitteranfällig und eignet sich schlecht für Zierfalten. Außerdem ist Leinwandbindung sehr schlecht dehnfähig.

M

Ministerialer
Adeliger "Verwaltungsangestellter" des Landesherren

Miparti
(altdeutsch: "halbe Teile") Bezeichnung für wechselseitig in zwei Farben ausgeführte Kleidungsstücke, die auf der einen Körperhälfte eine, auf der anderen Körperhälfte eine andere Farbe besitzen. Diese Moderscheinung ist bereits im 12. Jahrhundert zu beobachten und tritt in der Mitte des 14. Jahrhunderts verstärkt in der Mode in Erscheinung. Während die Teilung oder Viertelung in der Heraldik seit Einführung der Wappenfarben bereits eine Bedeutung hat, beschränkt sich die Verwendung in der zivilen Mode auf die Teilung.

Magd (-> Knecht , Gesinde ) Bezeichnung für weibliches Dienstpersonal an herrschaftlichen oder ländlichen Höfen.

Mi-Parti -> Miparti.
 Mark Von ahd. "marche" (Grenze). Bezeichnet Weide- und Ackerland außerhalb von Dörfern und befestigten Gebieten, das entweder gemeinsamer Besitz der Einwohner war oder von einem Beamten, z.B. einem Schultheissen, verwaltet wurde. -> Gemarkung.

Maulbeerseide
Seidengewebe aus den abgekochten Kokons des Maulbeerspinners. Siehe auch Seide

O

Ostergebet
Ostergebet (modern)
Herr, ich danke dir, denn du lässt uns den Geist erfahren und damit auch die Auferstehung.
 Ich danke dir, weil du in der Schrift, in der Eucharistie, in der Geschwisterlichkeit, im Guten, das wir empfangen, in den charismatischen Gaben und in all dem, was in der Kirche Leben ist, uns die Auferstehung erfahren lässt: in der Vergebung, Tröstung, gegenseitigen Ermutigung, in der Fähigkeit, Prüfungen zu bestehen, und in der Hoffnung, die du in verzweifeltsten Situationen weckst.

Ich danke dir, Herr, weil du auch heute dich als Auferstandenen bezeugst. Jesus, lass uns dich erkennen, öffne unsere Augen, damit wir dich erblicken können. Lass uns die Wahrheit, die wir erfahren, einfach und klar, aber auch mutig zum Ausdruck bringen, damit sie für die anderen klar, erhellend, befeuernd ist.

Amen.

Aus: Carlo M. Martini, Was allein notwendig ist. Jesusnachfolge nach dem Lukasevangelium, Freiburg 1984.

P

Panzerhandschuh
Der Panzerhandschuh oder Blechhandschuh entwickelte sich vermutlich nach zögerlichen Experimenten mit verschiedensten Materialien im frühen 14. Jahrhundert. Während frühe Exemplare zunächst primär aus in textilem oder ledernem Material eingenieteten Platten bestand (-> Coat of Plates , Wisby ), entstanden schließlich Modelle mit außenliegenden Metallplatten, die jedoch auch nur mit Leder verbunden waren. Ca. 1360-70 enstand schließlich der Sanduhrhandschuh, der bereits Handrücken und Stulpe aus einem Stück besaß. Spätere Modelle wurden direkt über Nieten verbunden und seine Vollendung erlangte er schließlich im 16. Jahrhundert mit dem Einsatz von Gleitnieten, was eine maximale Beweglichkeit ermöglichte.

Padded Jack
(Wörtlich: gepolsterte Jacke) Moderne Bezeichnung für textile Rüstung und/oder zivile, abgesteppte Oberbekleidung. Schwerpunktmäßig verwendet für im 15. Jahrhundert getragene, oberschenkellange textile Rüstungen, die über bzw. in Kombination mit Plattenrüstungen getragen wurden. (-> Gambeson , Aketon ) Panzerreiter Schwer gepanzerter, oft aus dem Adel stammender Krieger zu Pferde, auch oft als Synonym für Ritter verwendet. Trifft aber auch auf Sergeanten und Knappen zu.

Puschel

Obwohl die Quellenlage hier nicht eindeutig ist, scheint es sich um eine Frühform der Cheerleaderpuschel zu handeln; zu erkennen sind diese unter anderem in der Schlacht der 1.IMh (1.Infanterie Mühlheims) gegen den 1. FC Visconti (Fighting Club de Visconti)...

R

Ringelpanzer
Rüstung aus vielen tausend, ineinandergreifenden Eisenringen, die einzeln vernietet sind. Der Ringelpanzer wurde wahrscheinlich von den Kelten erfunden und wurde in Mitteleuropa bis weit ins 16. Jahrhundert hinein getragen.

Reisiger
(von "reisen" -> Reisläufer ) Ein Reisiger war ein bewaffneter Dienstmann im Sold- oder Milizverhältnis. Der Begriff entwickelte sich in dieser Form für Reiter eigentlich erst im 16. Jahrhundert. Siehe auch Soldritter.

Ritter
Vermutlich von germanisch "ridare" (reiten). Schwerbewaffeneter und -gepanzerter (adeliger) Reiter(-krieger), der sich im frühmittelalterlichen Europa aus der Notwendigkeit entwickelte, dass kriegsdienstpflichtige Freie aus Ermangelung an finanziellen Möglichkeiten einen Einzelnen ausrüsteten mussten. Die Entwicklung des Rittertums ist regional unterschiedlich und war besonders in Frankreich stark etabliert, sie ist eng an gesellschaftlichen Pflichten, die Entwicklung der Wehrtechnik, den Landbesitz und das Geldwesen gekoppelt.

S

Sanduhrhandschuh
Früher Panzerhandschuh (ca. ab 1370), bei dem Handrücken und Stulpe aus einem Stück bestehen und die Stulpen durch die Glockenform dem Handschuh eine "Sanduhr"-Form geben.

Surcot
(altfranzösisch: "über dem Kittel") Der Surcot ist ein kittelähnliches Kleidungsstück, das über der Cotte getragen wurde und neben der wärmenden Funktion auch repräsentative Zwecke erfüllte. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts entstand in Spanien der "Höllenfenster"-Surcot, ein von Frauen getragenes, weites Kleidungsstück mit übergroßen Armlöchern, das wegen der Möglichkeit, die darunter getragene, oft eng geschnittene Cotte zu sehen, von der Kirche diesen Namen erhielt.

Schecke
Altdeutsches Wort, etymologisch mit dem Wort "Jacke" verwandt, das ein enges, etwa schrittlanges Kleidungsstück bezeichnet, welches gegen Mitte des 14. Jahrhunderts entstand und später verschiedene Formen annahm. Sonntagsstaat Besonders repräsentative Kleidung, die man schonte und für kirchliche Feiertage, besondere Anlässe und eben den heiligen Sonntag vorhielt. Im 14. Jahrhundert fällt z. B. der Höllenfenster-Surcot darunter. Sergeant Bezeichnung für einen nicht dem ritterlichen Stand angehörigen Panzerreiter oder einen solchen, der keinen Ritterschlag besitzt, z.B. auch Knappen oder nichtritterliche Ordensbrüder, also Angehörige der Ritterorden. Sie stellten die Mehrzahl der reitenden Truppen in den mittelalterlichen Heeren.

Soldritter
Im Soldverhältnis stehender Panzerreiter oder Ritter. Ein in der Wirtschaftskrise des beginnenden 14. Jahrhunderts immer stärker auftretendes Phänomen, das viele Adlige zwang, sich im Inland und vor allem im Ausland in Konflikten auf der einen oder anderen Seite mit ihrer Ausbildung und ihren Truppen zu verdingen. Typisches Beispiel ist Friedrich von Chreutzpeck, 1290 geboren, der bis 1360 an Kriegen bis in den vorderen Orient teilnahm. Stadtbüttel Soldat oder Bürger in der Miliz als Teil der städtischen Wehr- und Polizeigewalt im Mittelalter. Oft dem Henker unterstellt.

Schultheiss
(mhd: Schultheize) Der Schultheiss oder Schulze ist der oft rechtsprechende Gemeindevorstehende des Mittelalters (-> Bürgermeister ). Er verwaltete ein Dorf, eine Gemarkung oder einen Hof und war seinen Dienstherren als Beamter (-> villicus ) zu Abgaben verpflichtet. in vielen westgerm. Rechten auftretender Gerichtsbeamter ('der Schuld heischt', d.i. 'Verpflichtungen auferlegt'; ags. scyldhota, as. sculthêtio, ahd. sculdheizo und sculdsuua, langob. sculdahis und sculdhais, afries. skeltata und skelta, mlat. scultetus, causidicus, exactor publicus), jünger Schulze, Scholz u. ä. Im langob. Recht, das nur den alleinurteilenden Richter kennt, erscheint der S. als Niederrichter, kann Streitsachen zum höheren Richter verweisen (Liutprand 25) und hat Befugnisse bei der Vollstreckung im Bereich des Privat- und Strafrechts (Liutprand 44, 85, Rothari 221, 251). Im fries. Recht ist er Richter, der eine bedeutende Rolle spielt, er ist dem Gf.en unterstellt - bes. ausführl. geregelt im älteren und jüngeren Skeltarecht aus dem 11. und 12. Jh. Im frk. Recht ist der S. zunächst Hilfsbeamter des Gf.en, betraut mit der Einziehung von Geldern und mit der Urteilsvollstreckung, meist zugleich Hundertschaftsführer (Hundert). Im Gf.engericht ist er als Richter Verhandlungsleiter. Das Amt scheint sich aus einem solchen des Grundherrn entwickelt zu haben, wandert aber auch in Gegenden, in denen es Gerichtsbarkeit nur über Freie gibt. Im Lauf der Zeit vermischt sich das Amt mit anderen (Vikar, Zentenar [centenarius]). Im Rahmen der dt. Ostsiedlung (Landesausbau und Kolonisation) erhält der Siedlungsunternehmer (Lokator) regelmäßig unter anderen Gerechtigkeiten das S.-Amt, wobei sich insbes. im dörfl. Bereich neben richterl. Befugnissen allg. die Funktion der Dorfobrigkeit auch außerhalb der Gerichtsverfassung findet. Dabei gibt es alle Wahlmodalitäten von der freien Wahl durch die Dorfgemeinde bis zur einseitigen Einsetzung durch den Dorfherren. Sachlich gleichbedeutend werden Bezeichnungen wie Meier, Vogt, Ammann u. a. benutzt. Eine Sonderstellung nimmt der S. im Sachsenspiegel ein, wo er an der Spitze der Schöffen gegenüber dem Richter steht, wohl eine ostfäl. Sonderentwicklung. Teilweise sondert sich das Amt des Fronboten aus dem des S.en aus. In vielen Städten des SpätMA und der frühen NZ fungiert der S. als Richter mit Schöffen neben sich, vornehml. in den häufigen S.gerichten.

Streichgarn
Ungekämmtes Garn aus Wolle, das ungleichmäßig und flauschig ist. Das resultierende Tuch ist rau und hat eine unregelmäßige, flauschige Oberfläche, bei der im Gegensatz zum Kammgarn die Fasern nicht parallel sondern kreuz und quer liegen.

Seide
Seide wird aus Fasern, die aus den gehaspelten Kokons der Seidenraupe gewonnen wird, hergestellt. Seide kommt ursprünglich vermutlich aus China und es war lange Zeit unter strenger Strafe verboten, Seidenraupen außer Landes zu bringen, da sich auf diesen mit die wirtschaftliche Prosperanz des chinesischen Reiches begründete. Als vermutlich im 6. Jahrhundert doch Eier des Seidenspinners nach Byzanz geschmuggelt wurden, begründete dies die Seidenproduktion in Europa. Das im Mittelalter verarbeitete Seidengewebe war vermutlich sehr glatt, da es sich ausschließlich um Haspelseide oder Maulbeerseide handelte, die im Gegensatz zur Wildseide aus den noch unbeschädigten Kokons der durch Kochen abgetöteten Seidenspinnern gewonnen wird. Wildseide (Tussahseide) dagegen besitzt eine unregelmäßige, rauere Oberfläche, da sie aus den Kokons bereits geschlüpfter wilder Schmetterlinge gewonnen wird. Darüber hinaus gibt es noch die modernen Seidenarten der Bouretteseide, Schappeseide und Dupionseide, die im Mittelalter jedoch nicht nur Anwendung kamen.

Schussfaden
Schussfäden sind die quer zum oft stärkeren Kettfaden im Gewebe verlaufenden Fäden. Sie kreuzen den Kettfaden im rechten Winkel, wobei sie abwechselnd unter- und oberhalb dessen zum Liegen kommen. Die resultierende Lage nennt man Bindung.

Schappeseide
(auch Florretseide) Nicht bei der Herstellung von Maulbeerseide gebrauchte Teile der Kokons des Maulbeerspinners werden im Kammgarn-Verfahren zu einem Gewebe verarbeitet. Übrig bleiben die Kämmlinge. Diese Art der Seide war im Mittelalter nicht gebräuchlich.

T

Truchsess
Der Titel Truchsess ist orginär eines der 4 Hofämter des hohen Mittelalters : Marschall, Kämmerer, Mundschenk und Truchsess. Die Aufgabe des Truchsess war die Versorgung und Ordnung der herrschaftlichen Tafel. Auch das Tranchieren des Fleisches oblag ihm. Mit dem verstärkten Aufkommen der Ministerialienämter im späten Hoch- und beginnenden Spätmittelalter ist der Titel des Truchsess in Gebiet des deutschen Königreiches allgemein üblich um den Status niedriger Landadeliger und ihrer Verwaltungsaufgabe zu kennzeichnen.

Teufelsfenster
Siehe Höllenfenster. Tappert Heraldisches, einfaches Kleidungsstück, das insbesondere zu zeremoniellen Anlässen (-> Herold ) getragen wurde und oft reich mit dem Wappen des Vertretenen oder Trägers verziert bzw. bestickt war.

Tussahseide
Siehe auch Wildseide .

V

Vogt
 früher Verwaltungsbeamter (Landvogt); Schirmherr (Kirchenvogt); Richter (Gerichtsvogt); Burg-, Schlossverwalter (Burgvogt, Schlossvogt) 

Villicus
Beamter

W

Wams
Enges, hüftlanges Kleidungsstück, das sich ca. ab 1340 entwickelte und zunächst der Unterkleidung zuzurechnen ist. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts tritt es stärker in Erscheinung und erhält schließlich den Status einer offen getragenen Oberbekleidung, was auch dazu führt, dass sich die verwendeten Materialien ändern.

Wappenrock
(falsch: Waffenrock) Der Wappenrock oder auch heraldische Surcot ist eine Sonderform des Surcot in militärischer Verwendung und taucht in einfarbiger Form verstärkt ab dem 13. Jahrhundert auf. Im 14. Jahrhundert nimmt sein Formen- und Farbreichtum viele Ausprägungen an, verliert jedoch mit der aufkommenden Plattenrüstung zunehmend an Bedeutung. Er ist eng verwandt mit dem Tappert. Waffenknecht Bewaffneter, oft unfreier Dienstmann. Generelle Bezeichnung für waffentragende (Fuß-)Truppen im Dienstverhältnis. Siehe auch Knecht.

Wilhelm Tell
Das von Friedrich von Schiller ca. 1803 verfasste Drama handelt vom Freiheitskampf der Schweizer gegen die Herrschaft der Landvögte (-> Vogt ) in der Schweiz des 14. Jahrhunderts.

Wolle
Als Wolle wird die weiche Behaarung mancher Säugetiere bezeichnet, insbesondere des Schafes. Das aus diesen Haaren durch Kämmen, Verspinnen und Weben hergestellte Tuch ist seit Jahrtausenden Hauptbestandteil der menschlichen Bekleidung gewesen, bis es durch die Verbreitung der Baumwolle in der späten Neuzeit und durch moderne Polyesterverbindungen abgelöst wurde. Wolle zeichnet sich durch Eigenschaften aus, die sie für Bekleidung ideal machen: Sie kann bis zu einem Drittel ihres Trockengewichtes an Wasser aufnehmen und wärmt dennoch Sie kann im Faserinneren Wasserdampf aufnehmen, durch hohen Lanoningehalt (Wollfett) perlt Wasser jedoch von der Oberfläche ab Wolle wird nicht leicht schmutzig, da die Faserstruktur einen selbstreinigenden Effekt besitzt Wolle nimmt kaum Schweißgeruch an Die Fasern sind sehr elastisch, daher knittert sie kaum und eignet sich für körpernah geschnittene Kleidung

Wildseide
Auch Tussahseide, Dupionseide. Seidengewebe aus den versponnenen Kokons bereits geschlüpfter, wilder Raupen. Durch die Löcher im Kokon entsteht eine Unterbrechung im Faden, wodurch das resultierende Gewebe kleine Knötchen aufweist.
Diese Seidenart wurde im Mittelalter nicht verwendet.